Kenia 2023 - Die Ankunft (Teil 1)

Sa, 25.03./So, 26.03.: Das Abenteuer beginnt.

 

Wochen und Monate haben wir uns auf heute vorbereitet. Mit Workshops zur Vorbereitung der Studien und kulturellen Kompetenz, sämtlichen Impfungen und einer ausbaufähigen Packliste geht es heute tatsächlich für zwei Wochen nach Kenia, Kajiado County.

Von den acht Reisenden sind vier „alte Hasen/Häsinnen“ zuvor bereits mehrmals vor Ort gewesen, haben das Projekt begründet und ausgebaut. Für die andere Hälfte ist es eine Premiere. Ein Teil der Gruppe trifft sich am Regensburger Bahnhof, der Rest stößt direkt am Münchner Flughafen dazu. Neben der spürbaren Vorfreude, herrscht gleichzeitig eine gewissen Anspannung. Pandemiebedingt konnte das Team 4 Jahre nicht mehr vor Ort sein.

Der Flug nach Nairobi verlief erfreulich problemlos. Nach einem kurzen Aufenthalt am Flughafen, wartet auch schon ein „Matatu“ auf uns. Dabei handelt es sich um Kleinbusse mit 11 Plätzen, durch die in Kenia große Teile des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs bewerkstelligt werden. Nachdem wir mitsamt unserem Gepäck gerade so ins Fahrzeug passen, beginnt schon die etwa vierstündige Fahrt nach Loitoktok. Schon bald wird klar, dass die Uhren hier anders ticken. Der Straßenverkehr ist spürbar chaotischer und wird wohl oft individuell bestimmt. Während sich FußgängerInnen, RadfahrerInnen, MotorradfahrerInnen, Autos, Busse und LKWs sich die Fahrbahn mit Nutz- und Wildtieren teilen, bot sich bereits eine kleine Safari-Tour. So waren bald Zebras und Giraffen nahe der Straße zu sehen. Aber auch diverse Tierkadaver gehören zum Bild und sind Zeugen einer langen Dürreperiode in den vergangenen Jahren, wie der Fahrer zu berichten weiß.

 Auf etwa halber Strecke wird eine kurze Rast eingelegt, bei der zum ersten Mal der weit verbreitete Snack „Maandazi“ (ein krapfenähnliches Schmalzgebäck) zur Stärkung schnabuliert wird. Außerdem treffen wir auf den ersten Straßenhund. Beides wird kein Einzelfall bleiben.

Die Fahrt ist zügig, manchmal holprig, aber in jedem Fall spannend, da schon viele Eindrücke von Verkehr, Handel, Häusern, Wohnen, Menschen und Tieren gesammelt werden können. Schließlich erreichen wir unser Ziel, das „Rescue Center“, auf dessen Gelände sich auch die „Production Area“ von Hydro Solution befindet.



So, 26.03.: Die „neue Welt“

Wir werden sofort sehr freundlich und warmherzig von Moses, dem neuen Leiter des Centers begrüßt und binnen kurzer Zeit scharen sich eine Vielzahl an Kinder um uns. Zunächst noch sehr schüchtern, werden sie schnell mutiger und nehmen Kontakt auf. Sie bedeuten den Gästen, indem sie den Kopf leicht nach vorne neigen, dass sie durch eine Berührung mit der Hand auf dem Kopf begrüßt werden wollen. Außerdem sprechen viele Englisch und möchten mit einem „High five“ einschlagen. Das Eis ist schnell gebrochen und die Kinder fangen an, uns mit Gesang und Tanz willkommen zu heißen. Die Situation ist beeindruckend und man ist fast ein wenig überfordert von der herzlichen Begrüßung, wird von der guten Stimmung aber schnell mitgerissen.

Nach dem ersten Kennenlernen wird das Gepäck entladen und die Unterkunft bezogen. Zu unserer Freude und Überraschung steht uns das neu errichtete Gästehaus des Rescue Centers unserer Partnerorganisation YISOG/Ambatana zur Verfügung, und damit fällt das Zelten unerwartet aus. So manche von uns sind davon fast etwas enttäuscht.

Man richtet sich ein, inspiziert die vorübergehende Heimat und die „Basis“, von der aus die Vorhaben der kommenden Wochen geplant und umgesetzt werden sollen. Dann dürfen wir noch Lillian kennenlernen. Als Köchin, „Mutter“ und gute Seele der Einrichtung wäre der Erfolg des Aufenthalts mehr als fraglich gewesen wäre.

Nachdem der nächste Tag geplant und die Zimmer bezogen wurden, wird das erste Mal auf kenianischem Boden übernachtet. Trotz des soliden Gebäudes entbrennt auch ein Kleinkrieg mit der hiesigen Insektenwelt.

Mo, 27.03.: Wie alles begann

Am nächsten Tag läutet der Wecker früh, woran sich so manche erst gewöhnen müssen. Nach dem Frühstück wird die Produktion Area besichtigt und die neuen Hasen und Häsinnen mit dem einheimischen Hydro-Team bekannt gemacht. Natürlich überreichen wir gleich unsere ersten “Mitbringsel”. Von unserem Sponsor HAIX wurden wir mit Schuhen, Handschuhen und Loops ausgestattet, um unserem kenianischen Team eine besser Arbeitskleidung zur Verfügung zu stellen.

Vernünftige Arbeitsschuhe für unser keniansches Team

Typisches Schuhwerk in Kenia, hergestellt aus alten Autoreifen

Danach geht es zu Fuß zu einer nahegelegenen Grundschule nach Empiron, an der vor fünf Jahren die erste von mittlerweile 39 Großfilteranlagen errichtet wurde. Auf dem Weg bietet sich die Gelegenheit zum Austausch zwischen deutschen und kenianischen HydromitgliederInnen. Auch auf dem Weg zur Schule wird schnell deutlich, dass die Region unter einer langen Trockenheit leidet.

In Empiron wird der Filter begutachtet und wir erhalten eine direkte Schulung am Objekt durch unseren technischen Leiter Max. Dabei geht er sehr strukturiert und genau vor, er ist absoluter Experte auf seinem Gebiet. Das Vorgehen soll für alle Beteiligten noch einmal verinnerlicht werden, um letztlich eine aussagekräftige und vergleichbare Übersicht über sämtliche Filteranlagen zu erhalten.

An jeder Schule soll ein Interview mit dem/der SchulleiterIn und dem/der „Filter-Commissioner“ geführt werden. Dabei wird erörtert, woher das Wasser kommt, wer es trinkt und welche Auswirkungen das saubere Wasser auf die Kinder und die Lehrkräfte hat. Ferner sollen Probleme erkannt und dafür konkrete Lösungen gefunden werden. Am Filter selbst werden die technischen Funktionen überprüft und Wasserproben entnommen, um die Keimbelastung vor dem Filter, an neuralgischen Punkten und letztlich an den Wasserhähnen zu untersuchen. Ziel ist es dabei, die Funktionen zu optimieren und die Effektivität zu erhöhen. Ferner ist es ganz profan wichtig zu wissen, ob die Filter das tun, was sie sollen: Dreckiges Wasser in Trinkwasser umzuwandeln.

Ähnlich wie am Vortag werden wir von erst schüchternen, später neugierigen SchülerInnen herzlich begrüßt. Nur, dass es diesmal gleich mehrere Hundert sein dürften, die „High fives“ und „Fistbumps“ anscheinend perfektioniert haben, sodass einem nach einiger Zeit die Hände schmerzen.

Dennoch wird dem Team hier ganz unmittelbar klar, wofür das Projekt in erster Linie besteht: Insbesondere den Kindern einen Zugang zu sauberem Wasser zu ermöglichen. Hier erlebt man aus erster Hand, dass die Arbeit direkte Auswirkungen hat, was uns mit Motivation und Ehrfurcht erfüllt.

Am Abend erfolgt noch ein Abstecher in die Stadt Loitoktok, um im Supermarkt und er Markthalle das nötigste an Lebensmitteln einzukaufen. Auch hier sind die Eindrücke sehr intensiv und die Phrase der „anderen Welt“ wird immer mehr mit Inhalt gefüllt.

Ein guter Auftakt :)

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Kenia 2023 - Die Schulen (Teil 2)

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Eine neue Reise nach Kenia