Kenia 2023 - Der Endspurt (Teil 3)

Sa, 1.4.: Sitten und Bräuche

 

Die erste Arbeitswoche ist geschafft und das Team freut sich, heute etwas länger schlafen zu können.

Am späteren Vormittag ist ein längeres Meeting mit dem gesamten Team angesetzt. In den vergangenen Tagen gab es eine Schulung, den gemeinsamen Filterbau und diverse Schulbesuche, durch die sich die deutschen und die kenianischen Teammitglieder schon kennenlernen konnten. Jetzt werden in der großen Gruppe Eindrücke ausgetauscht, Wünsche geäußert und das zukünftige Vorgehen und die Zusammenarbeit besprochen. Unter anderem sollen wieder Haushaltsfilter produziert werden, was während der Pandemie logistisch nicht möglich war. Es wird lebhaft diskutiert und viele Angelegenheiten werden besprochen, passend zur Produktion Area ein sehr produktiver Austausch. Auch eine Ziege ist bereits anwesend, sie wird im weiteren Verlauf des Tages noch eine wichtige Rolle spielen.

 

Am Nachmittag findet ein Meeting unseres gesamten Teams und unserem ortsansässigen Partnerverein „YISOG“, dessen Gelände und Infrastruktur wir dankenswerterweise nutzen dürfen, statt. Jede(r) der Anwesenden kommt zu Wort und äußert Dankbarkeit ob des Besuches und der Zusammenarbeit. Zum Abschluss dieser Gesprächsrunde gibt es ein gemeinschaftliches Gruppenfoto. Es kommt ein Gefühl von „wir sitzen alle in einem Boot“ auf und wir fühlen uns beseelt. Dennoch steigt langsam ein Gefühl von Hunger auf…

 

So wird es zeitnah spannend, denn es folgt das „Highlight“ des Tages. Der Gastteil des Teams sieht dem folgenden mit einer Mischung aus Interesse und leichtem Unbehagen entgegen. Die Ziege wird „vorbereitet“, eine euphemistische Umschreibung für das Schächten und Zerlegen. Dass dieses Ereignis bevorsteht, wurde uns zuvor berichtet, weshalb sich Teile des Teams zurückziehen, während andere dem „Spektakel“ beiwohnen. Es ist durchaus interessant, den Ablauf mitzuerleben und die Herkunft und die Wertschätzung des Essens zu begreifen. Ungewohnt bleibt es aber dennoch. Das Tier wird zerlegt und gegrillt, die Knochen ausgekocht und das Fell aufgehoben. Alles wird verwertet.

 

Während sich vor allem das kenianische Team um die Ziege kümmert, haben sich die anderen Teile des deutschen Teams mit den Kindern versammelt. Bis die letzten Kräfte der Erwachsenen aufgebraucht sind, wird zusammen getanzt und gesungen. Gerade den Kleinen merkt man an, welch ein besonderer Tag es für sie ist. Viele von ihnen kennen Lieder, die sie nur zu gerne den Gästen zeigen möchten und auch von uns werden Songs zum Besten gegeben. Dann folgt das Festessen, das gemeinsam genossen wird.

 

Für alle Beteiligten geht ein eindrucksvoller und ereignisreicher Tag zu Ende.

  

So, 2.4.: Ein Tag im „Paradies“

Der heutige Tag steht den neuen Hasen und Häsinnen zur freien Verfügung und wird genutzt, um einen Abstecher in eine andere Welt zu wagen und die örtliche Fauna zu erleben: Fünf der acht gehen auf Safari – darunter auch ich. Wir stehen noch vor dem ersten Hahnenschrei auf und werden um 5.30 abgeholt, um uns auf die „Reise“ (Übersetzung des Swahili-Wortes „Safari“) zu begeben. Zum Sonnenaufgang sind wir am Tor, um in den lauen Morgenstunden die Tiere zu sehen. Nach einer kurzen Fahrt können wir in der Ferne schon ein Rudel Löwen erspähen, die sich vielleicht gerade auf die Jagd vorbereiteten. Wobei das eher für die weiblichen Tiere gilt, während das Männchen auf der faulen Haut liegt. „Löwe müsste man sein“, wird aus der Gruppe kommentiert.

 

Man kann verschiedene Tiere sehen: Gnus, Zebras, Antilopen und diverse Vögel. In der Ferne auch Elefanten und Büffel. Aber es gibt auch Schattenseiten: besonders auffällig ist die große Anzahl an Kadavern und Skeletten von Tieren. Das seien Auswirkungen der sehr trockenen vergangenen Jahre, so unser Tourguide Joseph. Der Tod gehöre dazu, aber in diesem Ausmaß sei er extrem ungewöhnlich. Im Amboseli Nationalpark gebe es Sümpfe, die von den Tieren während der Trockenzeit aufgesucht werden. Da es aber seit etwa einer Woche regne, seien sie Richtung des frischen Grases am Kilimandscharo gezogen. Alte und kranke Tiere mussten zurückbleiben. Obwohl es Teil der Natur ist, hinterlässt der Anblick der toten Tiere eine bedrückte Stimmung.

 

Nach einer Rast geht es auf eine letzte Runde, die sich gewaschen hat. Wir sehen jetzt Büffel, Flusspferde und Elefanten aus nächster Nähe, ehe wir uns auf den Heimweg begeben. Bei uns allen verbleibt neben dem einmaligen Erlebnis aber auch ein mulmiges Gefühl. Neben den toten Tieren, beschäftigt uns vor allem der Nachhaltigkeitsaspekt solcher Touristenattraktionen. Mit derartigem Luxus, grünem Rasen und sogar Poolanlagen an den vorbeiziehendes Lodges innerhalb des Parks haben wir nicht gerechnet, so herrscht vor seinen Toren Trockenheit und Hunger. 

Wieder im Camp werden wir von Michl und Nina erwartet, die zur Kontaktpflege vor Ort heute einen 3,5-stündigen Gottesdienst und einige Familien besucht haben und von Max, der sich als einziger einem fleißigen Arbeitstag hingegeben hat. Nahezu neidlos freuen sie sich mit uns als wir von unserem ereignisreichen Tag erzählen.

 

Mo, 3.4. - Mi, 5.4.: Routine?

In den nächsten Tagen werden weitere Schulen und Filteranlagen besucht. Durch die wiederholte Übung und die gleiche Teamaufteilung wird die Zusammenarbeit mehr und mehr eingespielt und effizient. Außerdem werden jetzt die Regionen Loitoktok und Kimana angefahren. Wir liegen sehr gut in der Zeit, was uns beruhigt. Dennoch sind die Eindrücke in jeder Schule neu. Manche Lehrer sind sehr bemüht, engagiert und informiert, während andere eher etwas desinteressiert wirken. Die neugierigen, schüchternen und freudigen Kinderaugen bei gleichzeitiger materieller Not werden aber nie zur Routine. Jede Schule birgt neue Überraschungen und Herausforderungen und die Bedingungen, unter denen das Trinkwasser mitunter bezogen wird, bestätigen uns täglich neu in unserem Tun.

 

Kurz scheint es so, als könnte die Datenerhebung schon einen Tag früher als geplant abgeschlossen werden, ehe uns das Wetter und die lokale Infrastruktur daran erinnern, wo wir sind. Am Dienstagvormittag regnet es mehrere Stunden, was uns zunächst im Camp festhält. Als es dann doch losgeht, kommen wir nicht weit, da viele Straßen überflutet und unpassierbar sind. Wir sind froh um den zeitlichen Puffer, fahren die erreichbaren Schulen an und verschieben die anderen auf den Folgetag. Mit dem Picky Picky Vollgas durch reißende Flüsse ist nur eine beispielhafte Erfahrung, die wir in dieser Zeit sammeln durften.

 

Abends müssen die Tests wieder mit Nährlösung gemischt werden und . Das kostet uns nach den meist sehr anstrengenden Tagesabläufen am Abend häufig nochmals viel Energie. Aber es ist absolut erstaunlich, wie das Team zusammenarbeitet und jede(r) in gleichen Anteilen mit anpackt. Es gilt hier einen besonderen Dank an die Reisearbeitsgruppe auszusprechen. Ihr seid wirklich spitze!

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